Baumannshöhle: Deutschlands älteste Schauhöhle

Baumannshöhle: Deutschlands älteste Schauhöhle

Baumannshöhle in Rübeland? Harz? Genau. Aber war da nicht noch mehr? Na klar: Die berühmte Tropfsteinhöhle gilt als älteste Schauhöhle Deutschlands. Und lockt zudem mit einer schaurigen Sage…

Doch von vorn. Die Baumannshöhle ist eine von gleich zwei Schauhöhlen in Rübeland. Quasi gegenüber könnt ihr in der Hermannshöhle prompt ein zweites Mal „in den Berg“ gehen. Das Höhlen-Duo ist weit und breit als Rübeländer Tropfsteinhöhlen bekannt. Die „Baumann“ direkt an der heutigen B27 wurde jedenfalls schon im 16. Jahrhundert entdeckt. Damit weit vor der „Hermann“. Dennoch ist die Schauhöhle erst seit 1649 zugänglich. Elektrisches Licht gibt es sogar erst seit 1892. Ansonsten misst die Höhle 1.950 m Länge, wovon rund 600 m begehbar sind. Das nutzen immerhin 90.000 Besucher pro Jahr.

Entstehung im sogenannten Devon-Kalk

Entstanden ist die urige Höhle übrigens langer vor unserer Zeit. Und zwar im sogenannten Devon. So nennen Wissenschaftler die Epoche vor rund 419,2 bis 358,9 Millionen Jahren. Also vor sehr sehr langer Zeit. Die Epoche des Devon gehört übrigens zum Paläozoikum, auch Erdaltertum oder Erdaltzeit. Zum Vergleich: Die Dinosaurier bevölkerten die Erde erst viel viel später. Konkret ab dem Trias, der ersten Periode des Mesozoikum bzw. Erdmittelalters. Das begann vor 251,9 Millionen Jahren und endete vor 201,3 Millionen Jahren.

Das Gestein der Baumannshöhle besteht wiederum aus Kalkstein. Dieses gilt als Sedimentgestein, dass sich irgendwann irgendwo durch Schwerkraft oder „strömende Medien“ wie z.B. Wasser ablagert. Eben diesem Kalkstein (plus Wasser) verdanken die zwei Rübeländer Höhlen ihren Ruf als Tropfsteinhöhlen. Denn Wasser tropft bis heute durch die „löchrigen“ Decken. Zusammen mit dem im Wasser enthaltenden Kalk formen sich dann…

  • Stalagmiten (vom Boden wachsender Tropfstein)
  • Stalaktiten (von der Decke wachsender Tropfstein) und
  • Stalagnaten bzw. Sintersäulen (zusammengewachsene Tropfsteine)

Experten bezeichnen Tropfstein übrigens gern als Sinter. Das sind Steine, die eben durch tropfendes Wasser und Ablagerung entstehen. Eine Führung durch die Baumannshöhle Harz (oder Hermannshöhle) erklärt euch das deutlich besser.

Die Sage um die legendäre Baumannshöhle

Zu ihrem Namen kam die Höhle durch einen Bergmann. So erzählt es zumindest eine Sage. Demnach entdeckte 1536 ein gewisser Friedrich Baumann durch Zufall die Höhle. Dieser suchte – typisch Bergmann – nach einer neuen Erzlagerstätte. Leider ging Baumann im wahrsten Sinne des Wortes das (Gruben)Licht aus. Drei Tage irrte Baumann im Dunklen durch die Höhle. Dann plötzlich sah Baumann einen zarten Lichtstrahl und schleppte sich mit letzter Kraft aus der Höhle. Freunde fanden ihn und brachten den ausgezehrten Mann zu seiner Mutter. Zwar konnte Baumann im halbwachen Zustand noch von seinem Fund erzählen. Doch drei Tage später verstarb Baumann.

Heute ist bekannt, dass die Sage – natürlich – eine Erfindung ist. Selbst das Jahr der Entdeckung der Höhle ist frei erfunden. Das NS-Regime wollte in den 1930ern unbedingt ein Jubiläum begehen. Neueste Vermutungen zum Herkunft des Namens beziehen sich auf das alte Wort Bumann oder Buhmann. Dieses stand einst für einen bösen Mann. Außerdem ist Bumann/Buhmann ein Synonym für den Butzemann, der generell für Kobolde, Gespenster und Dämonen steht. So oder so hieß die Höhle einst wohl Bumannsholl. Also für einen bösen, gefährlichen Ort, den wir Menschlinge besser meiden. Fakt ist dagegen: Eine schriftliche Erwähnung der Höhle gibt es bereits 1565. Eine Entdeckung der heutigen Schauhöhle irgendwann im 16. Jahrhundert gilt daher als sicher.

Die Höhle wird zum Touristenmagneten

Erz förderte man in der Baumannshöhle übrigens nie. Dafür durften ab 1649 Besucher hinein. Der Rübeländer Valentin Wagner erhielt vom Herzog von Braunschweig die Erlaubnis, Führungen zu geben. Im April 1668 ordnete Herzog Rudolf-August von Braunschweig-Wolfenbüttel erste Schutzmaßnahmen an. Leider waren da schon viele Tropfsteine zerstört und als Souvenir verkauft. Jedenfalls gilt die Baumannshöhle dank jener herzoglichen Verordnung als erstes rechtlich geschütztes Naturdenkmal in Deutschland.

Eine Tür baute man trotzdem erst 1688 ein. Bis dahin konnte quasi jeder auf eigene Faust die Höhle erkunden. Dem Besucherandrang tat diese Tür keinen Abbruch. Im Gegenteil, immer mehr Prominenz schaute vorbei. Allen voran Johann Wolfgang von Goethe, der gleich drei Mal – 1777, 1783 und 1784 – die Höhle besuchte. Weitere „Promis“ waren der Theologe Gottfried Olearius (1656) sowie der Philosoph und Wissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz (1690). Künstler kamen ebenfalls. Die älteste Darstellung der Höhle stammt von Matthäus Merian aus dem Jahr 1654. Der älteste Plan der Baumannshöhle wiederum von 1665.

Entsprechend stieg die Höhle zu einer der bekannten Sehenswürdigkeiten im Harz auf. Oder nach heutiger Ausdrucksweise: zum Touri-Hotspot. Für Rübeland ein Gewinn, denn die Höhle wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Zumal gegenüber der Bode mit der Bielshöhle eine weitere Höhle zu besichtigen war. Diese war angeblich schöner, aber schwerer zu begehen. Daher wurde diese erst 1788 touristisch erschlossen. Apropos: Die Hermannshöhle wurde erst 1866 entdeckt. Also Jahrzehnte später.

Die Geschichte der Baumannshöhle

Zurück zur Baumannshöhle. Diese erfuhr in den Jahrzehnten ihrer touristischen Nutzung gleich einige „Updates“. Anfangs war der Eingang weit oben am Westhang des Bodetals. Leicht war die Begehung daher nicht. So richtig erforscht wurde die Tropfsteinhöhle dennoch erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Daher fand Höhlenführer Streitberg erst im Juli 1888 neue Hohlräume, die man Neue Baumannshöhle taufte. Im gleichen Jahr erstellte Oberforstmeister Nehring einen exakten Höhlenplan.

Ab 1890 konkurrierte die Baumannshöhle dann mit der neuen Hermannshöhle. Diese lockte mit modernen elektrischen Licht, was der Baumannshöhle viele Besucher entzog. Zumal diese im schlechten Zustand war. Die Beleuchtung mit Pechfackeln und bengalische Feuer hatten die Wände verrußt und den Tropfsteinen jeden Glanz genommen. Dafür hatten viele Höhlenführer ihr Gehalt mit dem Verkauf von Tropfsteinen aufpoliert.

Trotzdem dauerte es Jahrzehnte, die Baumannshöhle wieder fit zu machen. Ende der 1920er wurde die Höhle zumindest teilweise neuvermessen. Bereits zuvor legte man einen neuen Eingang an. Seither ist die Höhle durch den heutigen 74 m langen, aufwärts führenden Stollen zugänglich. Auch in der Höhle änderte man die Wegführung. Wobei manche Teile der Höhle wie früher weiterhin nicht zugänglich sind.

Die Rübeländer Höhle und ihre Räume

Apropos: Schon unsere Vorfahren in grauen Urzeiten nutzen die Höhle wohl rege. Davon zeugen etliche Funde von Knochen, Steinwerkzeugen oder Tonscherben, die bis in die Jungsteinzeit (Neolithikum) reichen. Jene Epoche begann in Vorderasien so vor 9.500 vor Christus bzw. in Europa vor 5.800 bis 4.000 vor Christus.

Heute tragen viele Räume sowie Gebilde der Höhle recht klingende Namen. Zum Beispiel die Leuchterschlucht, die von einer ganzen Reihe von ein Meter hohen Stalagmiten gesäumt ist. Der größte Hohlraum mit 60 x 40 m bzw. 2.400 m² heißt wiederum Goethesaal. In diesem findet sich zudem mit dem Wolfgangsee ein künstlich angelegter Teich, der das einsickernde Wasser sammelt. Jener Goethesaal begeistert zudem mit einer eindrucksvollen Musik- und Lichtshow. Von Zeit zu Zeit außerdem mit Konzerten und Theateraufführungen für bis zu 300 Zuschauer. Seit 2000 sind in diesem Raum sogar Hochzeiten möglich.

Apropos Goethesaal: Bis 1928 hieß dieser Tanzsaal. Mit dessen Umbenennung in Goethesaal tat sich ein Problem auf: Es gab bereits einen Raum diesem Namen. Der alte Goethesaal brauchte also ebenfalls einen neuen Namen: Hamburger Wappen. In diesem Raum steht eine dreitürmige Formation, die – mit entsprechend Fantasie – dem Wappen der berühmten Hansestadt ähnelt. Das fiel bei einem seiner Besuche ausgerechnet Goethe auf, weswegen der Raum (anfangs) seinen Namen trug.

Weitere Gebilde oder Räume sind…

  • das Himmelreich (höchster Punkt der Höhle mit 440 m ü. NN)
  • der Wassergang (tiefster Punkt der Höhle mit 61 m ü. NN der)
  • der Mönch (ein künstlich veränderter Stalagmit im Hamburger Wappen)
  • Schildkrötenschlucht (Neue Baumannshöhle)
  • das Hängende Gebirge
  • die Palmengrotte
  • die Säulenhalle mit dem Stalagmit Lebensbaum
  • der Märchenwald
  • das Brockenmassiv mit Hotel und Wetterwarte

Am Ende der Höhle wartet auf die Besucher zudem das Skelett eines Höhlenbären. Der Raum heißt recht treffend: Großes Knochenfeld.

Preise & Infos zur Baumannshöhle

Übrigens: Für einen Besuch der Höhle solltet ihr euch eine Jacke einpacken. Egal ob Sommer oder Winter: In der Baumannshöhle herrschen generell um die acht Grad Celsius. Davon ab solltet ihr nicht eure besten Sachen anziehen. Stattdessen sind feste Schuhe wichtig. Rechnet außerdem mit Fledermäusen, welche die Höhle als Winterquartier nutzen. Fotografieren ist in den Rübeländer Höhlen ebenso wie Hunde nicht erlaubt.

Geöffnet ist die Baumannshöhle in der Regel Montag bis Sonntag von 9:30 bis 17:00 Uhr. Mitunter gibt es abweichende Öffnungszeiten. Infos findet ihr auf der offiziellen Website harzer-hoehlen.de. Tickets bekommt ihr (als Erwachsene) für 9,50 Euro. Kinder von vier bis 14 Jahren Jahren zahlen 6,50 Euro, Kinder unter vier Jahren haben freien Eintritt. Eine Führung ist bei der Baumannshöhle generell inbegriffen. Die Stadt Oberharz am Brocken als Eigner der Höhle bietet zudem Gruppen- und Familientickets an. Die Preise findet ihr ebenfalls auf der Website. Ebenso wie einen Ticket-Shop.

Eine Führung dauert um die 50 Minuten. Dabei müsst ihr 300 Treppenstufen bewältigen. Viel Spaß!

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